(945) +++ Rufer-in in der Wüste +++ Immer sollen es Männer sein, die als Seher in die Zukunft blicken können, die das noch unbestimmte oder schon wieder negierte Sein zur Sprache bringen! Aber welche andere Vorstellung haben diese anzubieten, im Gegensatz zu den warnenden Stimmen des weiblichen Geschlechtes? Ist das Sehen des Was nicht etwas anderes als das Anschauen des Daß? Mitten in den Dingen und deren Sachverhalte stehend, mitten im chaotischen Ozean der reinen Wahrnehmungen schwimmed, die gegenwärtige Leerheit und ihre baldige Fülle auch in ihrer Tragik erkennend, müssen wir die überaus reizvolle Entelechie so imaginieren, die Agamemnon einst beim immer noch andauernden Kampf um das Menschenbild der Individualität in die Hände fiel? “Kassandra, Prinzessin von Troja, ich kann Dich gut verstehen”, sagt Rope Xidap, eine individuelle Dienerin der Göttin Artemis, “auch meine Handlungsvorgaben werden nicht mit der nötigen Sorgfalt von den Menschmaschinen gewürdigt. Während meine positiven Utopien aber nicht mit dem Fluch des Apollon belegt sind, werden Deine, seinem Bann entsprechend, mit Unglauben wahrgenommen. Ihnen wird nicht gestattet in der Imagination der noch nicht vom Unheil betroffenen Individualitäten ihre Zelte aufzuschlagen.” ¶ Eine erkenntnismutige Argonaut-in ließ ihr das Kassandra-Mythologem über gute Dämonen zuspielen. Tatsächlich fand sie es wert, dieses in den Reigen der immer heiteren Gespielinnen im Tempel der exakten Phantasie aufzunehmen. “Apollon, mein lieber Bruder im Geist”, fragte sie dann, vielleicht ein wenig zu anmaßend, geradezu frech, die olympische Abgehobenheit und völlige Unabhängigkeit prometheisch angehend, “warum darf diese irdische Schönheit, der Göttin Aphrodite fast ebenbürtig, nicht auch den weiteren Verlauf des Schicksals aufzeigen, dessen Zeit nur noch nicht gekommen, dessen Unabwendbarkeit aber nur eine Frage der lebendigen Bildbearbeitung ist? Ist es nicht an der Zeit auch dem Menschen in seiner Totalexistenz die Fähigkeit aufzuschließen, eben das in der linearen Zeit sich unweigerlich Ereignende aus einer anderen Zeit, so umgestalten zu können, und damit auch daran zu glauben, daß auch dem Gott Pluto und seiner Zuarbeiter-innen der Macht über die Empfindung Grenzen gesetzt werden? Auf diese kann ich doch selbst zur Zufriedenheit des Ganzen einwirken, indem ich mein kunstrevolutionäres Anliegen auch jeder systemkritischen Kassandra überreiche?” Der Gott Apollo antwortet nicht sogleich, schließlich geht es darum dem neuen Mitglied aus Troja im hybriden Mischwesen des Menschen die ehemals ausgesprochene Vorbestimmtheit zeitgemäß zu verwalten, ihr im Reich der Weißen Lilie andere und veränderte Funktionen zu übereignen, die dann im Sinne der moralischen Evolution auf die Neue Mythologie ihren Einfluß geltend machen sollen. Ohne den Rat aller Gottheiten einzuberufen, kann auch der Herr der vernünftigen Ordnung nicht tätig werden, obwohl selbst in der Götterwelt die Regel mit der Ausnahme gepaart ist. (wird fortgesetzt)
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Posted on August 6, 2017, By admin
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